Von Buenos Aires nach Feuerland

Die Silhouette von Buenos Aires mit unzähligen Hochhäusern ist schon von weitem zu sehen, als wir gegen Abend in den Hafen einlaufen. Ein letztes Mal übernachten wir auf der Grande Amburgo, da die Einfuhrformaliäten erst am nächsten Morgen erledigt werden können.

 

 

Eine spannende Seereise ist gut zu Ende gegangen!

 

 

Gleich nach dem Aufwachen gehen wir aufs Oberdeck und sehen die Skyline von Buenos Aires zum Greifen nahe.

Der Schiffsagent kommt an Bord und nimmt unsere Papiere entgegen. Wir bringen unsere Habseligkeiten aus der Kabine in das Wohnmobil. Zuerst müssen die großen Maschinen aus dem Verladedeck herausgefahren werden, bis auch wir mit unserem Wohnmobil südamerikanischen Boden "betreten" können.

Ungeduldig warten wir vor dem Zollgebäude auf unseren Agenten. Endlich kommt er mit unseren Einreisepapieren zurück. Nach einer kurzen oberflächlichen Zollbeschau geht endlich die Schranke auf:

 

Südamerika, wir kommen!

 

Da wir am Ende der Reise einige Tage in Buenos Aires verbringen wollen, fahren wir gleich Richtung Süden nach Mar del Plata. Die aggressive Fahrweise der Argentinier ist gewöhnungsbedürftig und wir sind froh, als endlich der Moloch Buenos Aires hinter uns liegt.

 

Mar del Plata ist der bekannteste und größte Badeort von Argentinien. Die Dimensionen sind wie alles in Argentinien gewaltig: die Stadt mit 600.00 Einwohnern beherbergt in der Hochsaison bis zu 2 Millionen Touristen an seinen endlosen Stränden. In unserem Reiseführer wird in der Hauptsaison vor Verletzungsgefahren durch andere Badegäste beim Schwimmen gewarnt!! Zum Glück hat die Saison noch nicht begonnen, und wir können in aller Ruhe als einzige Gäste auf dem Campingplatz unser Wohnmobil reisefertig machen.

In mehreren Etappen fahren wir durch die Pampa auf der über 3000 km langen "Ruta 3" immer weiter in den Süden. Die Landschaft ist eintönig: stundenlang fahren wir durch Steppengebiete, in denen große Rinder- und Schafherden weiden. Die Straßen sind wie mit dem Lineal gezogen. Über lange Strecken fahren wir ohne jede Kurve an den endlosen Weidezäunen entlang, die ein Abbiegen oder selbst ein Anhalten fast unmöglich erscheinen lassen. Auf diesen einsamen Strecken freut man sich über jedes entgegen-kommende Fahrzeug; entsprechend freundlich wird gehupt und gegrüßt. Sobald wir als Deutsche erkannt werden, geht der "Daumen hoch"!

Unser erstes wichtiges Zwischenziel ist die von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärte Halbinsel Valdés. Die größte Attraktion sind Glattwale, die sich im küstennahen Gewässer paaren und ihre Junge gebären. Leider sind die Wale zu unserem Besuchszeitpunkt schon weitergezogen. Bei einer Rundfahrt über die karge Halbinsel sehen wir dafür Seelöwen, See-Elefanten, Guanakos, Nandus, einen Wüstenfuchs und Pinguine. Besonders beeindruckend sind die bis 4 Tonnen schweren See-Elefanten, die sich mit großem Imponiergehabe Revierkämpfe liefern.

Weiter im Süden wird die Pampa interessanter: es gibt Hügel, zum Teil sogar Tafelberge. Der pata­gonische Wind wird immer rauer: manchmal klappt der Außenspiegel bei Gegenverkehr ein, der Spritverbrauch steigt um 2- 3 Liter! Wir lernen schnell, dass das Wichtigste beim Abstellen des Wohnmobils ein ausreichender Windschutz ist! Größte Vorsicht ist beim Aussteigen erforderlich: die Türen dürfen nur einzeln geöffnet werden; nur mit großem Kraftaufwand können sie festgehalten werden. Grillen ist nun nicht mehr möglich!!
Wir besuchen einen versteinerten Wald, in dem riesige versteinerte farbenprächtige Bäume (Durch­messer bis zu 3m, Länge bis zu 35 Meter) zu bewundern sind. Im Nationalpark Monte León mit seinem gigantischen "Vogelfelsen" wandern  wir zu einer großen Pinguinkolonie, wo wir hautnah die putzigen Gesellen  beobachten können. In der Gegend leben Pumas und wir werden per Merkblatt auf das Verhalten bei plötzlichem Kontakt mit Pumas hingewiesen: mit der Jacke über dem Kopf hin- und her wedeln, laut rufen, Augenkontakt halten. Zum Glück bleibt uns dies erspart!!

Endlich erreichen wir die Magellanstraße und setzen mit der östlichen Fähre bei stürmischem Wellengang nach Feuerland über. Da ein kurzes Stück der einzigen Verbindungsstraße über chilenisches Territorium führt, müssen wir zweimal die aufwändigen Grenzformalitäten hinter uns bringen. Nach anfänglicher Fahrt durch eine langweilige Pampa tauchen im Süden endlich bizarre schneebedeckte Bergmassive auf; wir fahren über einen Pass durch Skigebiete und erreichen nach einem Zwischenaufenthalt an einem wunderschön gelegenen See den Beaglekanal. Der Wind erreicht hier Orkanstärke, die bizarren Bäume liegen fast waagerecht. Entsprechende Verkehrsschilder warnen vor dem Seitenwind! Wir suchen einen etwas geschützten Stellplatz und übernachten in der einsamen windgepeitschten Gegend mit Traumblick auf den Beaglekanal.

Am nächsten Tag kommen wir nach 4500 gefahrenen Kilometern ans „Ende der Welt“, nach Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt. Wir versuchen, eine Tour in die Antarktis zu buchen, haben aber kein Glück, da Plätze erst gegen Ende Januar frei sind. Ushuaia erlebt in den letzten Jahren einen Besucherboom und ist dadurch zum Teil nicht gerade schön „gewachsen“. Aber die Umgebung mit dem Feuerland-Nationalpark ist wunderschön; interessant sind auch die Eisbrecher-Kreuzfahrtschiffe für die Antarktistouren.

Wir stehen auf einem über der Stadt gelegenen Campingplatz, der einen tollen Blick über Ushuaia, den Beaglekanal und die schneebedeckten Bergmassive bietet. Hier treffen sich jedes Jahr an Weihnachten und Silvester Weltreisende aus allen Ecken der Erde: Wohnmobile (viele als Expedi­tions­fahrzeuge ausgebaut), Motorradfahrer und sogar ein Fahrradfahrer aus Deutschland! Viele sind schon Jahre unterwegs und so reißt der Gesprächsstoff nicht ab. Wir feiern gemeinsam mit Glühwein und Champagner ein rauschendes Silvesterfest, wobei selbstverständlich ein "Asado" mit viel Fleisch Pflicht ist.

Wir verlassen Ushuaia und  fahren auf endlosen Schotterpisten über einen abgelegenen Grenzübergang nach Chile: hier werden wir vom Grenzer noch mit Handschlag begrüßt! Im Niemandsland müssen wir einen Fluss durchqueren, der zum Glück nur etwa einen halben Meter tief ist. Für uns kein Problem, aber nachfolgende Motorradfahrer bekommen „nasse Füße“! In diesem Teil Feuerlands gibt es keine Infrastruktur und wir übernachten wieder einmal „wild“ an einem Traumsee. Unterwegs treffen wir auf "authentische" Cowboys, die große Viehherden treiben. Alte Schaufelbagger sind Zeugen des ehemaligen Erzabbaus. Auf der Weiterfahrt be­suchen wir eine Kolonie Königspinguine, die sonst nur in der Antarktis zu sehen sind. Bis auf 5 m kann ich mich an die wunderschönen Tiere „heranrobben“.

Von Porvenir, einer kleinen Stadt im Westen von Feuerland, setzen wir mit der Fähre über die Magellanstrasse nach Punta Arenas über.

Unterwegs in unserem Nissan Navara mit Bimobil Absetzkabine