Von Guatemala nach Mexiko City

                                 Guatemala                                                                         Mexiko

Der Grenzübertritt von Guatemala nach Mexiko bei dem kleinen Grenzübergang Mesilla ist der bisher schnellste und unkomplizierteste auf all unseren Reisen. Hilfreich ist, dass wir schon die 10-Jahresgenehmigung für unser Wohnmobil von der Einfuhr in Veracruz haben, und somit für das Wohnmobil keinerlei Grenzformalitäten mehr erforderlich sind.

Von der guatemeltekischen Grenze bis zu unserer Endstation Mexiko City sind es nur noch 1.360 km, die auf Autobahnen in 3 Tagen zu schaffen sind. Aber: wir haben noch 4 Wochen Zeit, machen es uns gemütlich und besichtigen eine Reihe von Sehenswürdigkeiten auf und abseits der Route.

Kurz hinter der Grenze befinden sich die Lagos von Colón, eine Seenlanadschaft von ca. 50 Seen, die in einer traumhaften Umgebung liegen. Wir haben ein einsames Gebiet erwartet und sind völlig überrascht: rund um die Seen finden wir eine aufwändige touristische Infrastruktur mit schönen Palapas/Grillplätzen und Restaurants vor. Es ist Sonntag und Massen erholungssuchender Mexikaner (auch eine Harley-Motorradgang) bevölkern das Gebiet.

Am Montag ist der Wochenendtrubel vorbei und wir wandern zu den erst in letzter Zeit restaurierten Maya-Ruinen von Lagarteros.

Nächste Station sind die Wasserfälle "El Chiflón": auch hier sind wir von der hervorragenden Infrastruktur mit Grillplätzen, Restaurants und Toiletten überrascht.

Wir wandern bis zum obersten Wasserfall und überwinden anstrengende 300 Höhenmeter. Aber die wunderschöne Aussicht war die Mühe wert.

Nach einer längeren Zeit "Natur pur" freuen wir uns auf den Besuch der berühmten Kolonialstadt San Cristobal de las Casas, die zu Recht zum Weltkulturerbe erklärt worden ist. Die prächtige Innenstadt ist aufwändig restauriert.

Im Gegensatz zu deutschen Städten, die am Sonntag oft verwaist sind, strömen die Mexicanos sonntags in die Städte, um zu sehen und gesehen zu werden. Stolz werden Oldtimer in sehr gutem Zustand präsentiert.

Den besonderen Reiz von San Cristobal macht aber die indigene Bevölkerung aus, die selbstbewusst ihre stammestypischen Trachten trägt. Besonders beim Marktgang wird die prächtige Kleidung zur Schau gestellt.

Von San Cristobal unternehmen wir einen Tagesausflug zum Canyon del Sumidero. Mit einem Boot befahren wir den riesigen Stausee, dessen Steilwände bis zu 1.000 m hoch aufragen. Am Ufer beobachten wir eine Versammlung von Geiern; dieser Platz wird im mexikanischen Volksmund zynisch als "Sitzung der Abgeordneten" bezeichnet. Auch Krokodile und Leguane können wir aus nächster Nähe bestaunen. Unter einem Felsüberhang befindet sich eine wundertätige Heiligenstatue.

Am folgenden Sonntag mieten wir ein Taxi und fahren in das Bergstädtchen San Juan de Chamulla. Der Friedhof weist eine Besonderheit auf: die Grabkreuze sind je nach Lebensalter der Verstorbenen mit unterschiedlichen Farben gekennzeichnet.

Die Kirche im Stadzentrum ist ein besonderes Heiligtum, zu dem die Pilger aus der Umgebung strömen. Der Boden ist übersät mit Kiefernadeln, auf denen ganze Familien lagern und die Kerzen um sich herum entzünden, um die Götter gnädig zu stimmen. Das Ganze hat eher Volksfestcharakter als beschauliche Andachtstimmung! Leider darf in der Kirche - wie im ganzen Städtchen - nicht fotografiert werden, so dass wir nur wenige Bilder mit "versteckter Kamera" von den ungewöhnlich gekleideten Menschen aufnehmen können.

Sonntags tagt auf dem Kirchenvorplatz der Rat der Stammesältesten, von denen verbindliches Recht gesprochen wird, wenn Bürger Probleme vortragen. Wir beobachten die lautstarke Anklage einer Frau, die wohl ihren betröppelt daneben stehenden Ehemann irgendeines Vergehens beschuldigt (wir verstehen leider nicht den Inhalt, aber die Mimik spricht für sich).

Die in weiße Fellumhänge gekleideten Männer sind die Stadtpolizei, die für Ordnung sorgen sollen.

Anschließend fahren wir zum Sonntagsmarkt in Zinacatan. Die hiesige Stammestracht mit bunten Blumenmustern wird auch von Männern getragen. Nur wenige Kilometer liegen die Märkte auseinander und sind doch so verschieden!

Wir verlassen die über 2.000 m hoch liegende Bergregion und schrauben uns auf wenig befahrenen Straßen hinunter zum Pazifik. Der extrem windige Isthmus von Tehuantepec wird für einen riesigen Windpark mit tausenden von Windturbinen genutzt.

Nach einer langen Fahrt kommen wir zur Traumbucht Barra de la Cruz, die wegen ihrer "Pointbreak-Welle" ein Anziehungspunkt für Surfer aus aller Welt ist. Im Moment ist keine Saison und wir können die riesige Bucht fast für uns allein genießen. Wir übernachten auf einer kleinen Bananenplantage, deren Besitzer einfache Cabanas gebaut hat und auch Stellplätze für Wohnmobile anbietet. Es gibt nur eine Toilette und kalte Dusche, keinen Strom, kein Internet, kein Handyempfang; die Familie kocht auf offenem Feuer.

Als wir am nächsten Morgen 30 km weiter zur Bahia de Huatulco fahren, erleben wir ein kaum vorstellbares Kontrastprogramm. Mehrere Traumbuchten wurden unter strenger Überwachung der mexikanischen Tourismusbehörde zu Luxusressorts mit Palmenalleen und gepflegten Golfplätzen ausgebaut. Wir wohnen neben dem weitläufigen Golfplatz mit direktem Zugang zur Bucht mit schönen Ressorthotels, in denen überwiegend Kanadier und Amerikaner ihren Pauschalurlaub verbringen.

Am Strand werden Köstlichkeiten aus dem Meer fangfrisch angeboten.

Nach einigen Tagen Strandleben drängt es uns weiter. Über äußerst einsame Straßen fahren wir auf die extrem heiße Hochebene von Oaxaca. Tankstellen sind in dieser Gegend Mangelware und teilweise 120 km auseinander gelegen. Mit nur noch 2 Litern Diesel im Tank erreichen wir endlich die rettende Tankstelle.

Diese Gegend ist berühmt für ihren Mescal, einen Schnaps, der aus dem Fruchtfleisch verschiedener Agavenarten hergestellt wird. Am Straßenrand wird von Kleinbauern das selbstgebraute "Gesöff" angeboten. Doch wir verzichten!

Unterwegs besichtigen wir Mitla, einst eines der wichtigsten Zentren der Zapoteken. Sehenswert sind die geometrischen Steinmosaiken auf den palastartigen Bauten, die für die Hohepriester vorgesehen waren.

Die mächtige Kirche aus der Kolonialzeit wurde von den spanischen Eroberen aus Steinen der Palastanlage erbaut.

Wir übernachten einige Tage in El Tule beim Kanadier Calvin, der lange Jahre mit einem großen Wohnmobil gereist ist. Er hat sich in El Tule als Mechaniker niedergelassen und stellt seinen Garten Overlandern zur Verfügung. Seine "Overlander Oasis" ist ein bekannter Treffpunkt, entsprechend vollgeparkt ist das kleine Grundstück. Wir treffen nette deutsche und schweizer Reisende und haben uns viel zu erzählen.

Hauptattraktion in El Tule ist der angeblich größte Baum der Welt mit einem Durchmesser von 11 m. Die riesige Montezumazypresse überragt mit 42 m Höhe die Dorfkirche, in deren Hof sie steht.

El Tule ist Wochenendziel vieler Bewohner von Oaxaca, um in einem der vielen Restaurants lecker zu speisen. Wir schließen uns an und verzehren köstliche Meeresfrüchte in einer typischen Marisceria.

Auch die in der Nähe liegende Kolonialstadt Oaxaca ist Welkulturerbe. In der Stadt treffen wir wieder auf altertümlich gekleidete Sektenmitglieder, wahrscheinlich Amish-People. In Kontrast zu den Kolonialbauten steht das am Berg gebaute hochmoderne Atriumtheater.

 

Als wir nach El Tule zurückfahren wollen, ist die Straße durch einen Streik blockiert. Unser Busfahrer kennt zum Glück eine etwas abenteuerliche Umfahrung über unbefestigte Pisten. Für unsere Weiterfahrt am nächsten Tag müssen wir Oaxaca durchqueren und fahren mit gemischten Gefühlen los. Beim Verlassen von Oaxaca ist tatsächlich die linke Spur der Ausfallstraße durch Streikende und durch Tuc-Tucs blockiert. Wir sind sehr froh, dass unsere Richtung (noch) frei ist und wir problemlos unsere Weiterreise antreten können.

Wieder fahren wir lange Strecken durch einsame Gegenden mit traumhaft wenig Verkehr. Unser Ziel ist das Bisophärenreservat Tehuacan, wo wir inmitten des riesigen Kakteengebiets übernachten. Bei ausgedehnten Spazier-   gängen lernen wir die Vielfalt der hier heimischen Kakteen kennen.

Auf der Weiterfahrt nähern wir uns immer mehr dem Großraum Puebla/Mexico City. Die Autobahn Veracruz - Puebla konfrontiert uns seit langer Zeit mit einer ungewöhnlich hohen Verkehrsdichte, die sich allerdings immer noch sehr bescheiden gegenüber deutschen Autobahnen ausnimmt.

Immer wieder taucht am Horizont der 5.242 m hohe, sehr aktive Vulkan Popocatépetl  auf. Wir umfahren Mexiko City weitläufig und steuern die südwestlich liegenden Grutas de Cacahuamilpa an. Sie gelten als eines der beeindruckendsten Naturphänomene Zentralamerikas. Ihre riesigen Kammern voller Stalagmiten und Stalaktiten sind bis zu 82 m hoch.

Die Weiterfahrt zum erloschenen Vulkan Nevado de Toluca mit einer Höhe von 4.690 m ist weniger spektakulär als von uns erwartet. Die Schotterpiste windet sich bis auf 4.200 m Höhe; von dort führt eine zweistündige Wanderung zu den zwei Kraterseen. Wir kommen von 1.000 m Höhe und haben keine Zeit zur Höhenadaption: so verzichten wir auf die Wanderung und fahren weiter zum Stausee Valle de Bravo.

Unterwegs werden wir unerwartet mit einem spektakulären Naturphänomen konfrontiert. Millionen von Monarchfaltern fliegen jedes Jahr von USA bzw. Kanada nach Mexiko, um dort zu überwintern. Plötzlich stockt der Verkehr, da unzählige Monarchfalter uns umschwirren, was auf dem Foto leider nicht nachvollziehbar ist.

Valle de Bravo ist ein riesiger Stausee, an dessen Ufer wir in einer Marina campieren. Das gleichnamige Kolonialstädtchen am Seeufer ist Wochenendziel reicher Mexikaner, die hier in luxuriösen Villen residieren. Die Gegend wird auch als die Toskana Mexikos bezeichnet.

Wie immer ist das Leben auf dem Wochenmarkt interessant zu beobachten.

Die letzten Tage, bevor wir unser Wohnmobil in Tepotzotlán abstellen, verbringen wir auf dem Campingplatz von San Miguel de Allende, wo wir schon im November längere Zeit zugebracht haben. Wir treffen alte Bekannte und lernen auf dem gut besuchten Platz neue Reisende kennen.

Gleichzeitig nutzen wir die Gelegenheit, Lackschäden ausbessern zu lassen, die bei einem Wendemanöver in einem Orangenhain entstanden waren, den wir fehlgeleitet durch unser GPS-System angesteuert haben.

Bei Pepe in Tepotzotlán bereiten wir das Wohnmobil auf die lange Standzeit vor und parken es wieder auf dem sicheren und geschützten Campingplatz.

 

Im Anschluß lassen wir uns nach Mexiko City bringen, wo wir die letzten Tage bis zu unserem Heimflug am Montag- abend in einem schönen Hotel mit Blick auf den "Angel" in der Nähe der Zona Rosa ver- bringen. Wir verzichten auf eine Beschreibung von Mexiko City, da wir in früheren Blogs schon ausführlich berichtet haben.

Resüme

Wir haben eine tolle Reise ohne negative Erlebnisse (Ausnahme korrupte Polizei in Villahermosa; aber mit 12 € zu verschmerzen!) verbracht .

 

Alle drei Länder beeindrucken durch ihre Vielfalt an Sehenswürdigkeiten sowohl in kultureller als auch landschaftlicher Hinsicht.

 

Die Bewohner haben wir - mit geringen Abstrichen in Belize - als überaus freundlich und hilfsbereit erlebt. Wir haben uns nie unwohl oder gar bedroht gefühlt.

 

Die früher sehr gute Infrastruktur für Wohnmobilreisende mit gut ausgestatteten Campingplätzen insbesondere in Mexiko hat in den letzten Jahren etwas gelitten, da die früher zahlreichen Amerikaner kaum noch nach Mexiko reisen. Die Berichterstattung über Mexiko ist in den USA anscheinend derart negativ, dass  kaum noch jemand den Mut zu Reisen nach Mexiko aufbringt. Die Amerikaner werden deshalb auch von den häufiger anzutreffenden Kanadiern als "chicken-hearts" (Angsthasen) verspottet. Bis auf wenige Ausnahmen haben wir auf schönen und gut ausgestatteten Stellplätzen gestanden (oft auch Hotels/Restaurants u.ä., wo die Einrichtungen wie Pool, WC, Duschen, Internet usw. genutzt werden können).

 

Einziges Ärgernis (mit extremer Ausprägung in Mexiko) sind die sogenannten "Topes", treffend mit Geschwindigkeitsreduzierer übersetzt. Man findet auch andere liebevolle Bezeichnungen wie z.B. "Vibradores", wobei bei uns keinerlei "Lustgefühle" ausgelöst wurden. Es gibt eine ganze Reihe von unterschiedlichen Ausprägungen:

  • aus Teer, Beton oder anderem Baumaterial quer über die Straße verlaufende Schwellen von sanft an- und absteigend bis brutal sich bis zu 40 cm fast senkrecht erhebenden Bauwerken
  • runde Nagelkappen in unterschiedlicher Größe
  • am schlimmsten sind die "Badenes", das heißt Topes in negativer Gestaltung mit in der Straße versenkten Querwannen

Neben den offiziellen Topes gibt es die besonders heimtückischen privat installierten Topes, oft zum Zweck, dass Verkäufer dem abbremsenden Autofahrer problemlos irgendwelche Produkte anbieten können.

 

Im Optimalfall sind die Topes durch mehr oder minder gut sichtbare Warnschilder gekennzeichnet, so dass im Optimalfall rechtzeitig auf den Stand abgebremst werden kann. Gelingt dies nicht, wird vor allem der hintere Teil des Wagens hochgeschleudert. In Folge wird insbesondere beim Wohnmobil mit langem Überhang einiges im Inneren in Unordnung gebracht. Ein besonders heimtückischer Tope hat unsere Anhängerkupplungsteckdose "zermatscht"!

 

Volkswirtschaftlich sind die Topes haarsträubender Unsinn, da Bremsen, Kupplungen und Fahrgestelle erheblich leiden. Zusätzlich steigt der Spritverbrauch durch ständges Bremsen und Beschleunigen nicht unerheblich.

 

Wenn möglich, haben wir Landstraßen deshalb gemieden und sind auf den recht teuren Mautstraßen ohne Topes gefahren. In Städten gab es leider keine "Umgehungsstrategie"; im Extremfall haben wir auf wenigen Kilometern bis zu 100 Topes gezählt.

 

DAS MUSSTE EINMAL GESAGT WERDEN! MACHT EUCH SELBST EIN BILD!

Hasta la proxima vez!

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