Vom Hochland zur Halbinsel Yucatan

Nach dem Einbau des aus Deutschland zugeschickten Hauptbremszylinders hoffen  wir, dass unsere Probleme endlich behoben sind. Aber: das Bremspedal gibt bei Druck immer noch nach. Auf dem Campingplatz treffen wir Florian und Birgit, die mit Ihrem VW-Bulli aus Kanada und USA kommen. Florian arbeitet bei Audi und kennt sich mit Kfz-Technik bestens aus. Er entlüftet nochmals unser Bremssystem; die Bremsleistung ist etwas verbessert, aber immer noch nicht optimal. Wir lassen die Bremsen ein weiteres Mal bei Nissan in San Miguel überprüfen: als Ergebnis wird uns verkündet, dass der (neu eingebaute) Hauptbremszylinder defekt sei. Wir können es nicht glauben und fahren zu Nissan in der Provinzhauptstadt Guanajuato, die über ein Bremsentlüftungsgerät verfügen und siehe da, jetzt ist die Luft völlig aus dem Bremssystem heraus, und wir können mit voller Bremskraft endlich weiterfahren. Der Besuch der Nissan-Werkstatt ist allerdings etwas problematisch, da ein tiefhängendes Schild die Einfahrt versperrt. Aber für die "Mexicanos" kein Problem: ein Mechaniker klettert auf unser Dach und stemmt das Schild beim Durchfahren einfach hoch!

Die ehemalige Gold- und Silberstadt Guanajuato ist ebenfalls Weltkulturerbe und hat einen sehenswerten kolonialen Stadtkern. Der frühere Reichtum zeigt sich in prächtigen Gebäuden und einem aufwändigen Theater. Die Stadt liegt auf einem Hügelkamm, der wie "Schweizer Käse" von einem Tunnelsystem durchlöchert ist. Die Tunnel sind teilweise so eng, dass wir es nicht glauben wollen, dass die auf steilen Einfahrten verschwindenden Busse tatsächlich hineinpassen! Im Untergrund treffen mehrere Tunnel zusammen und es gibt sogar Bushaltestellen.

Die skurrilste Sehenswürdigkeit der Stadt ist das "Museo de las Momias", in dem über 100 Mumien ausgestellt sind. Sie sind entstanden, da die früheren Gräber extrem trocken waren. Ausgestellt wird die kleinste Mumie der Welt, ein sechs Monate alter Fötus zusammen mit seiner ebenfalls mumifizierten Mutter.

Dann fahren wir gen Osten in das Bioreservat "Sierra Gorda". Der felsige Arm der Sierra Madre ist eine ausgedehnte Wildnis mit Halbwüsten, Kakteen und uralten Nebelwäldern. Am Rande liegt eine große Badelandschaft, die auch angenehme Standplätze für Wohnmobile bietet.

Am Weg liegt in Bernal der mit 350 m Höhe drittgrößte Monolith der Welt. Die einsame Strecke ist landschaftlich sehr abwechslungsreich. Als wir auf einem Parkplatz Mittagspause machen, hält ein PKW mit 4 jungen Deutschen, die gerade ein freiwilliges soziales Jahr in Mexiko absolvieren.

Unser heutiges Tagesziel, das Ökocamp "Campamento Las Trancas" in der Sierra Gorda, erreichen wir nur mit großen Mühen. Auf einer extrem steilen Schotterpiste fahren wir 800 Höhenmeter auf einer nur 10 km langen Strecke abwärts. Aber die Aussicht vom Camp lohnt die Mühe! Heute findet mal wieder ein Fest statt: immer wieder treffen wir auf bunte, mit feierfreudigen Mexikanern vollgepackte Fahrzeuge.

Nächste Station ist Jalpan mit seiner berühmten Missionskirche, die von Franziskanermönchen in 1750 erbaut wurde. Wir übernachten wieder bei einem Schwimmbad, das an einem malerischen Stausee gelegen ist.

Kurz vor Jalpan überqueren wir einen Pass mit 2.500 m Höhe, der die Wetterscheide zwischen der trockenen Hochebene und den jetzt beginnenden Nebelwäldern bildet.

 

Inmitten des Urwalds liegt bei Xilitla eine surreale Mischung von Tempeln, Pagoden, Brücken, Skulpturen und Betonwendeltreppen. Das Kunstwerk namens "Las Pozas" ist das Lebenswerk des Multimillionärs Edward James und wurde nie vollendet. Im Laufe der Jahre wurden die Bauwerke immer mehr vom Urwald überwuchert.

Wir nähern uns der Küste des Golfs von Mexiko. Eigentlich sollte die Regenzeit beendet sein, aber in diesem Jahr spielt das Wetter nach Aussage der Einheimischen verrückt. In strömendem Regen kommen wir an der Smaragdküste (Costa Esmeralda) an, wo wir eigentlich einige Tage bleiben wollen. Wir gönnen uns aufgrund des Regens einen schönen Bungalow in einer am Meer gelegenen Hotelanlage. Doch auch am nächsten Tag regnet es weiter. So fahren wir kurzentschlossen aus dem Regengebiet heraus nach Veracruz und am nächsten Tag weiter nach Catemaco, einem hübschen Ort in den Bergen, der malerisch an einem großen Stausee liegt. Hier waren wir schon im Frühjahr und bleiben wiederum einige Tage auf dem schönen Campingplatz, von dem aus wir den nahegelegenen See und das kleine Städtchen mit seiner sehenswerten Kathedrale per Fuß erkunden können.

Als nächste Etappe ist Villahermosa vorgesehen. Aber auch hier schüttet es wie aus Kübeln. In der Stadt werden wir von Polizisten angehalten. Zuerst behaupten sie, wir hätten aufgrund unserer Höhe eine Ampel gestreift; dann sollen wir bei rot über die Ampel gefahren sein. Für diesen "schweren Verkehrsverstoß" verlangen sie 3.000 Pesos (etwa 180 €); nach längeren Diskussionen einigen wir uns auf 200 Pesos (12,- €). Leider haben sie meine Füherscheinkopie als Kopie erkannt und wollen das Original sehen. Hätten sie nur die Kopie behalten, hätte ich nicht bezahlt, sondern diese zurückgelassen: ich habe genügend Exemplare dabei. Der einzige Trost ist, dass die Polizisten während der langwierigen Verhandlungen im strömenden Regen stehen, während wir im trockenen Auto sitzen!!

 

Aufgrund des heftigen Regens fahren wir in die Urwaldstadt Palenque mit ihren berühmten Maya-Pyramiden. Auch am nächsten Morgen ist kein Ende des Regens abzusehen und wir verzichten auf den Besuch der Maya-Ausgrabungen, die wir schon von früheren Besuchen kennen.

 

Wir fahren weiter nach Campeche; kurz vorher hört zum Glück der Regen auf, und wir können am nächsten Morgen die alte Kolonialstadt mit ihren prächtigen Befestigungsanlagen besichtigen. Bemerkenswert ist die ehemalige Jesuitenkirche, die ein Leuchtfeuer statt einer Turmspitze hat.

 

 

Die Fahrt nach Uxmal verläuft endlich ohne Regen. Uxmal ist ebenfalls eine bedeutende Maya-Ausgrabungsstätte und liegt mitten im Urwald in der hügeligen Puuc-Region. Schon von weitem kann man die gewaltigen Ausmaße der ehemals großen Stadt erahnen.

 

Große Teile der Anlage sind hervorragend restauriert und auch die detaillerten Strukturen der Tempelwände lassen sich sehr gut erkennen.

Am Abend besuchen wir die eindrucksvolle Sound-and-Light-Show, bei der (leider auf Spanisch) die Geschichte von Uxmal erzählt wird.

Bei der Weiterfahrt finden wir nördlich von Merida in Progreso eine schöne Hotelanlage, wo wir einige Tage bei nun zum Glück angenehmen Temperaturen von ca. 27 Grad und viel Sonne bleiben. Wir besichtigen Progreso mit seinen endlosen Stränden. Interessant ist die Hafenanlage: aufgrund des niedrigen Wasserstandes wurde der Hafenanleger 7 km ins Meer hinausgebaut, um großen Schiffen das Anlegen zu ermöglichen.

Weihnachten rückt näher, aber es kommt bei den hochsommerlichen Temeraturen keine Weihnachtsstimmung auf, obwohl überall geschmückte Weihnachtsbäume zu sehen sind. In unserer Hotelanlage ist sogar ein - nachts von innen beleuchteter - Schneemann neben dem Pool aufgebaut!

 

Morgen wollen wir nach Izamal fahren, wo wir die Weihnachtstage wahrscheinlich in dem von Harald, einem Österreicher, geleiteten "Romantic Hotel" verbringen werden. Es ist ein bei Wohnmobilfahrern bekannter und beliebter Treffpunkt; wir sind gespannt, wen wir dort treffen werden.

 

Wir wünschen Euch allen ein frohes und schönes Weihnachtsfest!


Unser Wohnmobil haben wir natürlich auch mit einem prächtigen Weihnachtsbaum geschmückt!

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Kommentare: 4
  • #1

    Ina u. Klaus (Freitag, 20 Dezember 2013 11:14)

    Vielen Herzlichen Dank für euern tollen Reisebericht. Wehmütig kommen bei uns einige Erinnerungen an unsere Mexiko-Rundreise 1977 hoch ( Damals allerdings im PW und ohne Klimaanlage).
    Wir entfliehen dem Winter in Richtung Kanaren und hoffen, dass unser WOMO keine neuen Krankheiten bekommt.
    Euch trotz sommerlichen Temperaturen frohe Festtage und eine pannenfreie und erlebnisreiche Weiterreise.
    Gruss Ina und Klaus

  • #2

    Irmgard und Peter (Freitag, 20 Dezember 2013 11:45)

    Hallo, Ihr Lieben, wieder einmal ein interessanter Beitrag über eure Reise. Wir wünschen euch
    nicht nur weitere tolle Erlebnisse, ein schönes Weihnachtsfest bei Sonnenschein und Wärme, ein
    gutes, gesundes Jahr 2014, sondern auch eine - zwar noch in weiter Ferne liegende - glückliche
    Heimkehr. Wir selbst erleben Weihnachten auf der Piste im Schnee.
    GLG eure Irmgard und Peter

  • #3

    Arnim und Jutta (Freitag, 20 Dezember 2013 12:15)

    Hola!
    Herzlichen Dank für Eure Weihnachtsgrüße sowie den tollen Reisebericht!
    Das habt Ihr ja gut hinbekommen - jetzt wollen unsere Busse auch so einen imposanten Weihnachtsbaum... ;-)
    Schaut doch im nächsten Jahr auch mal in Calakmul vorbei, an der nördlichen Grenze zu Guatemala - die Anlage lag (2008...) schön abseits und war noch richtig eingewachsen und verwunschen. Genial!
    Euch weiterhin eine schöne Zeit und frohe Weihnachten!
    LG aus dem Norden

  • #4

    Eusi sondermann (Freitag, 20 Dezember 2013 15:08)

    Hallo Ihr beiden, vieles von den Schönheiten auf Euren Bildern kommt uns sehr bekannt vor, besonders
    Guanajuato, wo wir damals oft waren. Und natürlich Yucatan am Meer, da würde ich, glaube ich, gar
    nicht mehr weiter fahren.
    Euch schöne Feiertage und guten Rutsch.
    Eusi und Hannelore

Unterwegs in unserem Nissan Navara mit Bimobil Absetzkabine